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Transpersonale Psychologie und Psychotherapie
Die Frage des
Monats
Oktober 1998
Dezember 1998



Die Frage des Monats November 1998 lautete:

Gibt es so etwas wie eine Innere Weisheit?
Was verstehen Sie unter
diesem Begriff?


Auf diese Frage gingen 30 Antworten ein. Herzlichen Dank
für Ihre Beteiligung.

Friedhelm Pielage



Die innere Weisheit ist in jedem Menschen. Wenn wir es gelernt haben, (manche können das vielleicht von Natur aus) darauf zu hören, ist es wie ein bereits festgelegter Weg der durchs Leben führt. Man hat in Momenten des tiefen Bewußtseins dann die Gewißheit (Innere Weisheit) auf dem richtigen Weg seines Lebens (gilt nur für uns selbst) zu sein.

Die innere Weisheit läßt uns auch die Dinge und Vorgänge in einem anderen Licht erscheinen. Plötzlich erkennen wir, ob eines vermeintlichen Unglücks, daß es doch ein Glück war.

9.11.98, Harald (41)


Nein.

9.11.98, Manuel (-)


Innere Weisheit, da würde ich inhärent, also innewohnend drunter verstehen; nach dieser Definition gibt es meiner Ansicht nach keine Innere Weisheit, weil Weisheit erst durch Erfahrung gesammelt wird. Andererseits habe ich auch noch nicht so viel Erfahrung... :-)

9.11.98, Benjamin (18)


Unter diesem Begriff verstehe ich die gespeicherten Daten aus unserem Leben, welche jederzeit abrufbar sind und uns ermöglichen, aus unseren Fehlern zu lernen, angeeignetes Wissen anzuwenden und logische Zusammenhänge zu begreifen.

10.11.98, Martin (25)


Wenn es mir gelingt, den Krach der äußeren Welt zu filtern, zu dämpfen; das Wirrwarr meiner Gedanken und Gefühle zu klären, wenn ich ruhig werden, dann kann ich die kleinen und leisen Impulse dessen, was ich bin, meines Selbst, was eigentlich alles ist, wahrnehmen. Es ist, ich bin, wir sind immer da und ich bin der Quell meiner inneren Weisheit. Manchmal merke ich, wie mein Verstand vorschnell reagieren will, dann nehme ich ihn zurück und beachte die kleinen Impulse. Es fühlt sich an, wie wenn du etwas verbotenes tust und du einen Impuls bekommst, daß du etwas Verbotenes getan hast (das sog. Gewissen), dieser Impuls, dieses Gefühl ist der Anfang deines/meines Zugangs zur inneren Weisheit. Jetzt kommt es nur noch darauf an, den Impuls auch zu beachten.

10.11.98, Thomas (25)


Ich verstehe die "Innere Weisheit" als mein Gewissen, mein Über-Ich, welches von meinen Eltern durch die Erziehung eingeführt wurde. Es befähigt mich, durch Erfahrungen dieses dann selbständig zu erweitern.

10.11.98, Karin (20)


Es gibt eigentlich nur innere Weisheit und sie beinhaltet, daß es nichts außerhalb von uns gibt, was unsere Weisheit befördern könnte.

10.11.98, Fritz (37)


Innere Weisheit? Nein, nicht ganz das richtige Wort - "Wissen" finde ich treffender beschrieben. Jede(r) hat das ganze Wissen in sich, nur bei vielen ist es noch zugeschüttet. Dieses Innere Wissen bezeichne ich als den Gedanken vor dem Gedanken.

Rezept: an sich selbst eine Frage stellen und warten, welche Antworten "hereinkommen". Die erste Antwort ist die richtige, dann schaltet sich wieder das Ego ein und gibt Dir andere Vorschläge ein bzw. stellt diesen ersten Gedanken wieder in Frage.

10.11.98, Manfred (42)


Ja, es gibt eine innere Weisheit. Die innere Weisheit ist der Geist.

10.11.98, anonym (-)


Abgesehen davon, davon der Begriff "Innere Weisheit" nur ein Wort ist, also eine gedankliche Konstruktion ist, verstehe ich am ehesten darunter: ich weiß nichts und alle meine Meinungen und Erfahrungen sind nur Thesen und Annäherungen.

10.11.98, Yokhannan (33)


Ob es eine innere Weisheit gibt hängt davon ab, was das ist. Ich weiß nicht was das ist. Das mag als Indiz dienen, das ich keine innere Weisheit besitze.

10.11.98, Jens (20)


Natürlich gibt es so etwas wie 'Innere Weisheit'. Ich habe oft genug erlebt, wie mich meine 'Innere Weisheit' - wenn es sein mußte gegen meinen Widerstand - zu einem bestimmten Weg hin oder weg geführt hat, und daß sich das im nachhinein als für mich richtig erwiesen hat.

Was ich unter 'Innerer Weisheit' verstehe? Schwer zu beantworten. Gefühl, Intuition oder innere Stimme - alles richtig; und für mich auch alles falsch. 'Innere Weisheit' ist für mich mehr so die absolute Gewißheit, daß das, was ich tue, für mich entweder absolut richtig oder - im negativen Fall - absolut falsch ist. Ich habe nur öfter Schwierigkeiten, konsequent dieser Gewißheit zu folgen. All zu oft übertönt der allmächtige Verstand diese 'Innere Weisheit.

11.11.98, Rudi (41)


Eintauchen in mein Inneres, hören auf die innere Stimme. Immer wieder gemachte Erfahrung von Verläßlichkeit.

11.11.98, Waltraud (58)


Wenn wir "Innere Weisheit" schon in den Mund nehmen, dann mit einer Vorstellung, die nicht an ein Lebensalter gebunden ist. Also etwas, was schon Kindern oder noch Greisen eigen ist. Es kann also kaum etwas mit einem formalen Wissen zu tun haben oder einer Menge an Wissen. Wenn wir "Innere Weisheit" sagen, vermeiden wir "Inneres Wissen" zu sagen, und meinen offensichtlich eher einen Zustand oder eine Haltung als das Wissen selbst.

Was verbinden wir damit, wenn wir so von "Innerer Weisheit" sprechen? Ein Wissen, das uns angeboren ist, das sich nicht in Abhandlungen ausdrücken läßt, sondern sich in unsern Handlungen, auch "unbewußten" Lebensentscheidungen ausdrückt. Den Kern, die Ursache, daß wir uns manchmal, ohne etwas genaueres um die aktuellen Umstände zu "wissen", im Leben richtig entscheiden. Oft im Gegensatz auch zu angelerntem Wissen - sonst hätten wir uns diesen Begriff nicht geschaffen.

Ein Säugling, der sich so verhält, daß er mit der Mutter harmoniert, ein Kind, das sich im Freundeskonflikt so verhält, daß es seine förderlichen Freundschaften erhält, ein Jugendlicher, der im Konflikt mit der Welt sich für die Dinge entscheidet, die ihn zu einem gesunden Menschen werden lassen ein Erwachsener, der für sich und andere entscheidet und diese Entscheidungen zum Wohle der Existenz seiner Umwelt sind. - Vor allem wenn diese Entscheidungen mit oder gegen äußere Argumente, oder sogar gegen den Anschein von Vernunft fallen - dann sagen wir, daß da jemand wohl der "inneren Weisheit" gefolgt ist...

11.11.98, Gottfried (45)


Ja, ich bin sogar sehr davon überzeugt. Eine innere Stimme, ein Ur-Wissen zu dem wir über das kollektive Wissen größtenteils unbewußten Zugang haben. Vielfach entkommt es meinen Lippen einfach zu sagen: ich weiß es einfach. Ohne eine Begründung sagen zu können. Man kann es vielleicht auch Intuition nennen. Der inneren Stimme Vertrauen ist das Wichtigste in meinem Leben und sie hat noch nie gelogen. Einzig mein Verstand versucht sie manchmal still zu legen.

11.11.98, Barbara (32)


Ja, sie taucht ab und zu mal auf, dafür muß derjenige über ein Maß an innerer Stille verfügen, aber auch dann kann er ihr Erscheinen nicht forcieren. Unter "innerer Weisheit" ist so eine Art innerer Stimme, die sehr intuitiv spricht und dem Betroffenen neue Perspektiven eröffnet.

12.11.98, Luis (45)


Intention. Vgl. dazu: "Intention ist ein Phänomen, das sich außerhalb des gewöhnlichen Bewußtseins abspielt und dessen Zweck es ist, den Kurs der Ereignisse in Ihrem Leben zu bestimmen. Man bekommt immer das, was man intendiert, ohne Rücksicht darauf, was der Verstand dazu sagt. Intention wird auf einer Bewußtseinsebene formuliert, die dem Verstand nicht zugänglich ist. Wenn Sie mit dieser Bewußtseinsebene nicht in Kontakt sind, könnten Sie von den Ereignissen, die Ihnen in Ihrem Leben passieren, überrascht werden. Was im Leben passiert, mag Ihnen gefallen oder nicht. Solange Sie jedoch nicht bewußt sind, werden Sie alles als Opfer erleben und keine Ahnung haben, daß Sie es verursacht haben. Andererseits, wenn Sie bewußt sind, wissen Sie, daß Sie alles Erleben in Ihrem Leben verursachen. Sie haben die Wahl, durch die Ereignisse in Ihrem leben befriedigt und bereichert zu werden oder durch sie zum Opfer gemacht und verbittert zu werden. In beiden Fällen bekommen Sie die Erlebnisse, die zu bekommen Sie intendiert haben."

Ron Smothermon: Drehbuch für Meisterschaft im Leben. Bielefeld,1992, S. 40.

13.11.98, Benno (43)


Gegenfrage: Gibt es eine "Äußere Weisheit"? Der Begriff "Innere Weisheit" ist doch wohl gleich "Weisheit" schlechthin. Etymologisch ist "Weisheit" von Wissen, Witz, (richtige) Art und Weise abzuleiten, ist also eine Äußerung einer komplexen psychisch-mentalen Disposition.

14.11.98, Jean (72)


Ja, es gibt eine "Innere Weisheit". Darunter versteht man Wissen, das aus einer höheren spirituellen Dimension kommt. Dies ist die ursprüngliche Form der Weisheit. Seit Jahrtausenden gibt es bei Naturvölker Schamanen, die den Menschen die Verbindung zu diesem Wissen ermöglichen. Spirituelle Lehrer wie Gautama Buddha, Jesus Christus, Mohammed oder Dschelaleddin Rumi hatten einen sehr tiefen Bezug hierzu, weswegen ihre Worte die Jahrtausende überdauerten und bei Millionen von Menschen tiefe Beachtung fanden.

In der Neuzeit sieht man Innere Weisheit etwas kritischer. Durch die frommen Lügen der katholischen Kirche im Mittelalter wurde der Glauben der Menschen geschwächt und die großen Erkenntnisse der Naturwissenschaft haben viele Menschen stark beeindruckt, so daß manche heute davon ausgehen, daß es keinen Gott gibt und daß das "Unbewußte" nur durch Gene und biochemische Prozesse bestimmt ist. Aber im Volk hat sich der Glaube an eine innere Weisheit gehalten. Viele Menschen wissen aus eigener Erfahrung, daß es eine innere Führung gibt, die einem oft den richtigen Weg zeigen kann.

15.11.98, Günter (32)


Der Clou im Leben ist: Es gibt gar keinen Clou.

16.11.98, Frank (42)


Ja auf alle Fälle gibt es eine innere Weisheit. Ich verstehe darunter ein im Lebensstrom eingebettet sein und von diesem her zu reagieren.

17.11.98, Ruth (39)


Es gibt eine innere Weisheit. Es gibt auch noch andere Bezeichnungen dafür(z.B. innere Stimme). Erklären kann man das sicher nicht.

19.11.98, Wini (50)


Nein. Eine Selbsttäuschung des Menschen. Er blickt in seine Seele und verschleiert sie gleichzeitig, um nicht erschaudern zu müssen. Wenn innere Weisheit nicht geleitet durch eine wörtliche Offenbarung gesucht wird, dreht sie sich nur im Kreis der eigenen Seele, ohne Kontakt zum gesuchten wahren Inneren, Gott, herstellen zu können.

20.11.98, Martin (28)


Nun, die zweite Frage ist eine der schwierigsten Fragen überhaupt, vielleicht aber auch eine der unsinnigsten. Kann innere Weisheit mit Worten beschrieben werden? Oder wenigstens mit Taten? Oder vielleicht doch nur mittels reinen Seins? Wahre Weisheit scheint mir nicht kommunikabel zu sein. Zumindest nicht im konventionellen Sinn, wozu Sprache und Schrift gehören.

21.11.98, Peter (29)


Intuition, die innere Stimme, der "Haus-"verstand

23.11.98, anonym (-)


Innere Weisheit? Der Verstand etwa? - Man kann und sollte seine innere Ruhe finden, aber eine innere Weisheit, wie sie sich Mystiker wohl vorstellen, gibt es nicht - bestenfalls gelangt man zu einer inneren Weisheit. Wie gelangt man zu ihr? Über Meditation? Über bewußtes Denken? Über philosophisches Verinnerlichen? Mit Hilfe psychedelischer Drogen? Über Religion? Nun, über Religion wohl eher nicht, denn jede Religion ist irgendwo dogmatisch; man würde bei seinem Vorhaben mit falschem (fremden) Wissen verpestet, wenn man anstrebt, eine Wahrheit in sich selber zu finden.

Der richtige Weg wäre die Befreiung von Vorurteilen - radikal utopisch. Aber vielleicht reicht es bloß, wenn man sich selber darin täuschen kann, weise zu sein. Was würde es sonst bedeuten, eine innere Weisheit zu erlangen? Eine göttliche Erkenntnis? Wir Menschen? Nein. Unser Denken müßte in sich schlüssig sein, möglichst der intersubjektiven Übereinkunft angepaßt, damit man auch von außerhalb als Weiser bestätigt wird. Innere Weisheit hört sich nach Erreichung eines Zieles an. Aber wer will die Grenzen setzen? Ab wann ist man weise? Wenn man 95% der Artgenossen im Denken übertrifft? Die Überzeugung vom Besitz einer inneren Weisheit erlangt man wahrscheinlich durch Selbstbetrug. Man wird träge und sieht sich am Ziel angelangt.

Die Suche nach der inneren Ruhe ist sicherlich sinnvoll, sie macht bestimmt glücklich. Aber die nach einer inneren Weisheit ist utopisch. Wer sie erlangt zu haben scheint, mit dem ist eine Unterhaltung nicht erstrebenswert, weil man selber nicht einfach die Rolle eines Schülers annehmen darf. Und jemand mit innerer Weisheit ist nicht mehr lernfähig.

Innere Weisheit erlangen jene, die für sich entscheiden, nicht mehr weiterstreben zu wollen - egal ob diese Entscheidung absichtlich getroffen wurde oder durch Unvermögen. Ich sage Euch ...: Als Schwachsinniger ist man seiner inneren Weisheit am nächsten.

24.11.98, Amil (23)


Ich würde die Innere Weisheit auch Urvertrauen nennen. Es ist die Flamme, die in unserem tiefsten Innern brennt. Vielleicht ist SIE Gott. Sie ist diese Gewißheit, die uns leben, die uns suchen läßt. In ihr treffen sich Anfang und Ende, Innen und Außen und auch Frage und Antwort.

25.11.98, Markus (24)


Ja, natürlich. Meine innere Stimme, meine vernünftiges ideales Selbst. Ich habe eine hilfreiche Visualisierung: Ich stelle mir einen ganzen Vorlesungssaal vor, in dem meine inneren Parts miteinander konferieren und schwierige Probleme verhandeln. Jeder Part, vom Kleinkind bis zum lebenserfahrenen weisen Greis, treten ans Rednerpult meiner inneren Bühne: Die einheitliche Schlußabstimmung gibt mir als "Innere Stimme" meinen Rat (unbewußt, oft nach Tagen, als "Auftragsarbeit"). Ich verlasse mich darauf, und verdränge das Problem tagsüber, bin frei für anderes und weiß doch, es ist weise in Arbeit. Für mich ist diese Weisheit ein Beratungsprozeß, und es wird so lange beraten, bis ich - auf der Suche nach meiner zu mir gehörigen Wahrheit - einheitlich mit mir klar bin: dazu kann ich dann auch stehen.

29.11.98, Stefan (37)


Ich verstehe darunter unser innerstes Selbst, mit dem wir mit allem Existierenden verbunden sind. Philosophisch mag wohl der Begriff des "Seins" dafür passend sein. Im Sein selbst, das für jeden Menschen das gleiche ist, gibt es nichts, was strukturiert oder geordnet ist. In dieses Sein zu schauen, darunter verstehe ich die innere Weisheit. Aus diesem Schauen entsteht je nach Art und Methode der Anschauung ein Bild dieses Seins. Bestimmen wir beispielsweise Logik und damit Widerspruchsfreiheit als Methode der Anschaung so gelangen wir zum Beispiel zum naturwissenschaftlichen Bild. Aber genauso gelangt man über andere, gleichberechtigte (!) Anschauungsmethoden zu anderen gleichberechtigten Bildern (religiöse, philosophische, künstlerische, ...)

Aber jedes dieser Bilder muß die Wurzel im Sein haben, muß aus dem Sein selbst gewonnen werden, also aus der Inneren Weisheit, die jeder für sich finden muß, und aus der jeder für sich eigene Bilder entwerfen (!) muß. Aber man sollte sich immer bewußt darüber sein, daß diese Bilder eben nur Bilder sind, und nicht das Sein selbst. Jedes Bild ist unvollständig und muß es auch immer bleiben, da man durch die Methode der Anschauung sehr viele Dinge gar nicht betrachten kann. So sind Widersprüchlichkeit von vorne herein aus dem naturwissenschaftlichen Bild ausgeschlossen, oder werden erst später eliminiert. Aber unser Leben, das Sein überhaupt, ist voll von Widersprüchen!

Wer sich für diese Gedankengänge interessiert, dem rate ich die umfangreiche Literatur von Gerhard Fasching zu lesen. Er ist Ordinarius an der Technischen Universität Wien und geht sehr tief diesem "Bilderpluralismus" nach.

30.11.98, Bernhard (25)


Ja. Darunter verstehe ich die Zeitspannen zwischen dem Gehen des einen Gedankens und dem Kommen des nächsten Gedankens. In diesen Phasen erlebe und erfahre ich die Ewigkeit im Jetzt. Durch meine Meditationspraxis werden Bewußtseinszustände möglich, in denen z.B. Visionen entstehen.

3.12.98, Uwe (41)



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© 1998 Friedhelm Pielage