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Transpersonale Psychologie und Psychotherapie
Die Frage des
Monats
Juli 1998
September 1998



Die Frage des Monats August 1998 lautete:

Sie lernen jemanden kennen und kommen sich sehr nahe.
Wodurch wird dies zu einer 'festen Beziehung'
und wie unterscheidet sich diese von einer (tiefen) Freundschaft?


Auf diese Frage gingen 12 Antworten ein. Vielen Dank
für die Beteiligung.

Friedhelm Pielage



Eine feste Beziehung unterscheidet sich von einer guten Freundschaft durch das Verlangen stets bei dem "Partner" zu sein!

Eine feste Freundschaft muß gewachsen sein, aber wenn der Verstand ausgeschaltet wird und man als Mensch viel zuviel Menschlichkeiten akzeptiert, muß das schon was Anderes sein!

5.8.98, anonym (?)


Sex und Symbiose (je als Ware und Währung)

5.8.98, Benno (43)


Den Unterschied sehe ich im sexuellen Bereich. Darüber hinaus verbindet uns in einer 'festen' Beziehung ein noch nicht gelöstes Karma.

In einer Freundschaft sehe ich den Partner als Weggefährte, mit dem ich gemeinsam wachsen kann und wir aneinander lernen können. Haben wir unsere Aufgaben gemeinsam erfüllt, die unsere Freundschaft bedurfte, können wir wieder auseinandergehen und eine neue Freundschaft beginnen (muß nicht chronologisch verstanden werden). Auch dahinter kann Karma stehen.

5.8.98, Sylvia (39)


Wenn eine bestimmte Form gegenseitiger Resonanz entsteht und ich bereit bin, den anderen zu nehmen, "wie er ist" (letztlich meiner eigenen Wahrnehmung von ihm eine Narrenfreiheit zu lassen, so daß sie mit meinem realen gegenüber zusammen wachsen kann), dann sind bisher in meinem Leben kontinuierliche Beziehungen entstanden. Wenn ich diese nur ersehnte / erwünschte, aber mißachtete, daß die Resonanz ausblieb oder daß unsere gegenseitigen Grenzen erstarrten oder nicht klar blieben, dann brach die Beziehung ganz plötzlich. Eine Zeitlang in meinem Leben sah ich Trennungen sogar prophetisch voraus und merkte, daß sie immer dann brachen, wenn ich mich in ihnen ganz wohl und sicher gefühlt hatte - als ob ich durch diese Wahrnehmungsverzerrung etwas ganz wichtiges nicht sehen wollte... Resonanz und die Freiheit, Nähe und Abstand immer wieder neu zu entscheiden, machen feste Beziehungen in meinem Leben möglich.

5.8.98, Stefan (36)


Für mich basiert eine feste Beziehung auf Liebe. Ohne Liebe hätte eine feste Beziehung mit mir keinen Bestand. Selbstverständlich sind mehr oder weniger feste Beziehungen möglich, m. E. entsprechend der Ausprägung der Liebe.

Da ich mich im vergangenen Monat nicht zur Liebe geäußert hatte: Liebe entsteht durch eine besondere und intensive Harmonie. Gemeinsame Erlebnisse stärken sowohl die Freundschaft als auch die Liebe. Durch den körperlichen, sexuellen Aspekt und dem damit verbundenen tiefen Vertrauen jedoch läßt sich die Liebe signifikant abgrenzen.

Die Liebe zu Eltern und Verwandten entspricht 'nur' einer sehr intensiven und sehr alten (= lang andauernden) Freundschaft. Andere Freundschaften erreichen bei mir weder eine vergleichbare Intensität noch Kontinuität, vermutlich wegen lokaler, sozialer (Raucher/Nichtraucher) und beruflicher Trennungen sowie familiärer Bindungen; Nicht zuletzt auch wegen mir: ich kann mich sehr gut alleine beschäftigen und gehe als Nichtraucher wenn überhaupt nur sehr selten in Kneipen oder andere geschlossene Lokalitäten.

6.8.98, Marko (35)


In einer festen Beziehung gehe ich Verpflichtung und Verbindlichkeit ein. Mit einer Person. Mann mit Frau (nicht Mann mit Mann oder Frau mit Frau!). Ich möchte mit dem anderen etwas erreichen, nämlich Wachstum: seines und natürlich mein eigenes, Wachstum von Liebe. Feste Beziehung heiß zumeist auch sexuelle Liebe. Ferner sollte die feste Beziehung Schutz und Geborgenheit und Konstanz in die Dynamik des Alltags bringen. Wenn das nicht mehr möglich ist, insbesondere das miteinander wachsen, dann sollte sich die feste Beziehung (auch Ehe) wieder auflösen können. Ohne Narben. Ohne Drama. Doch Verantwortung fragt immer danach, wie Beziehung gefördert wird, nur im äußersten Notfall wie Beziehung beendet wird.

Eine tiefe Freundschaft beinhaltet ähnliches, hat aber nicht den hohen Grad von Verbindlichkeit und Verpflichtung. Dafür kann ich allerdings mit mehreren Personen eine tiefe Freundschaft eingehen. Auch hier spielt Liebe eine Rolle; mehr die von Seelenfreunden. Tiefe Freundschaft als Seelenfreundschaft. Sexuelle Liebe hat hier keinen Platz.

7.8.98, Gerd (43)


Ich habe in meinem Leben selten enge Beziehungen zu anderen Menschen erlebt. Ich weiß oft nicht einmal, ob die Beziehung zu mir selbst eng, tief oder fest ist. Ich muß also mangels besserer Kenntnisse passen, über die ich z.Z. nicht verfüge

9.8.98, Luis (44)


Wenn sich die Nähe bewährt und auf weiteres Zusammensein neugierig macht. Zwischen Männern und Frauen wird daraus oft auch eine sexuelle Beziehung.

10.8.98, Volker (62)


In der Regel kann eine feste Beziehung als Zweckbündnis betrachtet werden, die die materiellen und emotionalen Bedürfnisse befriedigen soll. Sie kann somit das Bedürfnis, nicht allein zu sein, sexuelle, emotionale und materielle Wünsche befriedigen. Dieses geht allerdings, meistens aus Angst vor der Einsamkeit oder der Angst den/die Partner/in zu verlieren, mit einem Bündel an Forderungen und Erwartungen an den/die Partner/in einher und beschränkt damit in der Regel weiteres persönliches Wachstum. So führt z.B. die Erwartung der Treue häufig dazu, daß man dem/der Partner/in die heimlichen erotischen Wünsche verschweigt und versucht, sie außerhalb der Beziehung zu befriedigen. Feste Beziehungen können zwar auch sehr schön sein, sie verhindern allerdings meistens die Suche nach den Ursachen, warum es einem z.B. so schwer fällt, allein zu sein. Ich glaube, daß das Bedürfnis nach einer festen Beziehung bei den Männern sehr viel damit zu tun hat, die Sexualität auszuleben und daß bei Frauen sehr oft der Wunsch nach materieller und emotionaler Geborgenheit, sowie der Wunsch, eine Familie zu gründen und Kinder zu haben, im Vordergrund steht.

Die Freundschaft hingegen lebt davon, daß man keine Forderungen und Erwartungen an den/die Freund/in stellt. Man ist überhaupt nicht bestrebt, den anderen in irgendeiner Weise einschränken zu wollen. Die Freundschaft ergibt sich meistens von allein, ganz ohne irgendeine Absicht. Man merkt, daß es sehr schön ist, die Zeit mit dem/der Freund/in zu verbringen, sich offen und ehrlich auszutauschen, dem anderen zuzuhören, voneinander zu lernen. Obwohl die Freundschaft etwas sehr Angenehmes sein kann, besteht immer noch Distanz. Jeder hat seine Grenzen, die er nicht überschreiten kann. Dieses kann sich natürlich auch bei Freundschaften bemerkbar machen. Darum kann nur die Freundschaft, die Kommunion mit dem absoluten Nichts, die Liebe zu "Gott" (wie immer man Gott auch definieren will ), die man z.B. durch Meditation findet, die ganze Schönheit einer tiefen Freundschaft erfahrbar werden lassen.

11.8.98, Gerrit (49)


Das Neue ist das Unbekannte und birgt damit alles, was wir in unseren Wünschen und Hoffnungen hegen, in sich und reizt uns daher, etwas darin zu finden, was mit unseren Idealen übereinstimmt, so daß es zu einer festen Beziehung kommen kann. Die tiefe Freundschaft ergibt aus der Tiefe, die erst nach dem Untertauchen von der Oberfläche des Kennenlernens in die Tiefe hinab und dadurch zum Wahrhaftigen wird, je mehr es mit unseren inneren und geheimsten Vorstellungen übereinstimmt.

15.8.98, Peter (?)


Eine Beziehung wird für mich durch eine starke Anziehung, d.h. ein Gefühl der Seelenverwandtschaft, zum anderen (nämlich männlichen) Geschlecht im Laufe der Zeit zu einer "festen Beziehung ". Sie kann auch tiefe Freundschaft genannt werden. Die tiefe Freundschaft kann aber auch auf das gleiche Geschlecht ohne sexuelle Anziehung stattfinden.

25.8.98, Ruth (38)


Die Entscheidung wird vom Herzen (unserem Wesensgrund) getroffen, ich glaube fast ohne Einfluß des Rationalen.

3.9.98, Stefan (31)

Durch eine bewußte oder unbewußte Entscheidung unter Beteiligung meiner in die Zukunft gerichteten Phantasie. - Der Unterschied ist hauptsächlich die Anwesenheit/Abwesenheit von erotischer/sexueller Energie.

11.9.98, Peter (58)


© 1998 Friedhelm Pielage