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Die Frage des Monats |
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August 1998 |
Die Frage des Monats Juli 1998 lautete:
Auf diese Frage gingen 26 Antworten ein. Herzlichen Dank
für die Beteiligung.
Friedhelm Pielage
Im Laufe des "Erwachsenwerdens" war ich schon ziemlich oft verliebt, oder verschossen, oder verknallt. Und wenn ich dann mit einem Mann geschlafen habe, glaubte ich, DAS sei Liebe. - Bis ER kam.
Wir trafen uns in meiner Stammkneipe und es war einfach da. Dieses Gefühl, daß er anders ist, als die anderen, daß er nicht nur ein Mann ist, den ich begehre und mit dem ich ins Bett will, sondern daß er der Mann ist, mit dem ich mehr will. Wir sahen uns an, unterhielten uns ein wenig und tauschten Telefonnummern. Abends bracht er mich dann noch nach Hause. In den kommenden Wochen sahen wir uns fast täglich, sind jetzt ein halbes Jahr zusammen und leben seit zwei Wochen zusammen.
Es war einfach da, dieses Gefühl: "Das ist er!" Und obwohl ich noch recht jung bin weiß ich, daß das Lotterleben für mich vorbei ist. Nicht jedes Wochenende einen anderen Mann abschleppen, mit ihm ins Bett gehen und dann den nächsten ranziehen, sondern ein schön gemaches Leben mit dem Mann, den ich liebe. Denn ich weiß, DAS ist Liebe !
9.7.98, Tina (19)
Was ist Liebe? Dieses Bauchgefühl? Herzklopfen, Unruhe, Sehnsucht? Oder ist Liebe das, was ich für meinen Mann empfinde, Vertrauen, Verläßlichkeit, Verständnis, Fürsorge. bin ich nicht nur verliebt? Wo ist die Grenze zwischen Verleibtsein und einem Gefühl, das man lange Zeit leben kann? Wenn ich das nur wüßte ...
9.7.98, Sylvia (44)
Zweierlei faellt mir ein: (1) diese unsagbaren Augenblicke, in denen das Atmen seine Bedeutung verliert, in denen ich innerlich mit einem Menschen, den ich vielleicht schon lange kenne, zusammenstoße, ohne daß irgendein Dabeistehender es bemerkt; diese Augenblicke, von denen ich irgendwann später erfahre, daß auch der andere Mensch sie so wahrgenommen hat. (2) diese ganz unsäglichen Augenblicke, in denen ich die Gewißheit habe, dem zermürbenden Alltag der Ehe doch nicht entkommen zu können und zu wollen, weil mich irgend etwas Unsagbares fesselt, das vielleicht Liebe ist.
9.7.98, Peter (29)
Ja - am 3. Tag, nachdem ich mit meiner Ehefrau zum ersten Mal ausging, spürte ich: ich liebe sie, so wie sie ist, weil sie so ist, wie sie ist. Und wenn wir nun morgens aufwachen, oder in Momenten, in denen ich plötzlich ganz viel Dankbarkeit in mir habe für all das, was wir miteinander haben - da habe ich eine Vorstellung davon, daß es Liebe ist !
9.7.98, Stefan (36)
Nach einer mehr als 15 Jahren dauernden "guten" Beziehung - mit etlichen Seitensprüngen meinerseits und auch einigen von ihr - kamen wir nie auf den Gedanken, daß wir uns deswegen mal trennen könnten. Zweimal hat's mich jedoch so erwischt, daß sie es mitbekommen hat, über den Rest wurde nie gesprochen. Doch wir blieben zusammen, bis - plötzlich Annie in mein Leben getreten ist. Das war vor 2 Jahren und Annie zeigte mir den Weg einer intensiven Liebe. Mir wurde klar, meine Untreue hatte immer was mit Unzufriedenheit zu tun. Jetzt habe ich ALLES und es für mich selbstverständlich, daß ich treu bin. Vorher habe ich mir das nicht vorstellen können.
9.7.98, Manfred (42)
Es hat solche Momente in meinem Leben gegeben und ich war mir dessen auch bewußt. Mir ist es aber unmöglich dieses Gefühl zu beschreiben. Die Liebe ist wahrscheinlich dann keine Liebe, wenn sie beschrieben werden kann. Sie ist aber das Größte, was man fühlen kann.
10.7.98, Winfried (50)
Absolut ja. Die Liebe hatte ich früher nie für möglich gehalten. Und als ich sie dann fühlte, war sie für mich wie eine Erleuchtung. Für mich kommt sie deshalb von Gott, und ist das wichtigste Geschenk daß er den Menschen gemacht hat.
10.7.98, Hans-Dieter (38)
Ja, Friede, Freude, Einssein mit der Umwelt
11.7.98, Roland (49)
Ja, ganz eindeutig ja. Als ich meinen Mann vor 13 Jahren zum ersten Mal traf, wußte ich sofort, daß er der "Richtige" war. Ich hatte das Gefühl, ihn schon Ewigkeiten zu kennen und bereits von der ersten Minute an verband mich mit ihm eine Vertrautheit, die bis heute niemals enttäuscht wurde, aber sicher tiefer und vor allem bewußter geworden ist.
Eine noch tiefere, noch bedingungslosere Liebe empfinde ich für meine Kinder. - Liebe, das ist dieses warme, leuchtende Glücksgefühl, das von innen bis in jede Faser des Körpers und darüber hinaus strahlt, bei dem man plötzlich mit Sicherheit weiß, daß das Leben und alles darin gut und richtig ist. Es ist der kurze Moment der Erkenntnis, der Erleuchtung, wenn man auf alle Fragen plötzlich die Antwort kennt - spürt, man kann sie leider nicht in Worte fassen. Manchmal empfinde ich dieses Gefühl auch für die gesamte Schöpfung. - Leider ist es kein anhaltendes Gefühl, sondern eines, das einen plötzlich überkommt und genauso schnell wieder vom Alltag verdrängt wird.
11.7.98, Isabelle (32)
Es gibt Sie, diese Momente
11.7.98, anonym (?)
Liebe, das ist meist ein angenehmes warmes Gefühl in der Bauchgegend. Offenheit und ein Bewunderung gehört auch dazu. Es gibt verschiedene Arten und Formen von Liebe. Leidenschaft ist etwas anderes.
12.7.98, anonym (?)
Mir fällt dazu als erstes eine Passage aus einem Liebesgedicht von Erich Fried ein, in dem es einmal hieß "...ich weiß nicht was Liebe ist, aber vielleicht ist es so was wie das: - wenn sie von einer Reise zurück kommt und voller spannendem Interesse erzählt sie habe eine Wasserratte gesehen und ich denke daran am Abend und am Morgen danach, wie sie das sagte und freue mich über das wie sie es sagte..."- Es sind die kleinen Dinge an die auch ich mich erinnere Liebe gespürt zu haben, Augenblicke und in der Jugend auch mal längere, z.T. schüchtern, unerfahrene, entdeckerische Zeiten der Berührung und Liebe mit einem Menschen.
12.7.98, Bernhard (33)
Wenn ich mein Kind anschaue!
13.7.98, Inken (32)
Wenn ich Liebe spüre, ist es so, als ob ich dahinschmelze und bald nicht mehr da bin. Das wäre ein Horror unter anderen Umständen!
15.7.98, Hüsnü (42)
Ein sehr starkes Gefühl, der Angenommenheit: man kann so sein, wie man ist.
16.7.98, Cornelia (21)
Nein, leider !
17.7.98, Johann (43)
Ja. Und nicht nur "Momente". - Liebe ist für mich etwas sehr "Greifbares". Sie hat für mich einen "energetischen Feldcharakter", d.h. ich kann sie "spüren" und "auf ein Ziel richten". Es ist eine Art "Bindungskraft", die eine Brücke zwischen mir und dem "geliebten Subjekt" herstellt, uns "vereint". Bei "sexuellen Partnerschaften" und vielen zwischenmenschlichen Beziehungen (insbesondere in der Arbeitswelt!) stellt sie oft leider einen viel zu kleinen Teil dar. Liebe ist im letzten Sinne das Wissen um die Tatsache, daß wir alle EINS sind. Wenn wir mehr davon geben (und in Folge auch zurückbekommen) würden, ginge es uns allen besser.
17.7.98, Charles (40)
Die Liebe, spürt man z.B. durch das Kribbeln im Bauch, dadurch, daß man den anderen so vermißt, dadurch, daß man jedesmal total glücklich ist, wenn man ihn sieht. Man weiß einfach, daß man zusammengehört, und man würde alles für den anderen tun. - Es ist das schönste Gefühl, daß man haben kann!
20.7.98, Kerstin (17)
Ich war erfüllt von Zärtlichkeit.
Wichtiger als geliebt zu werden war zu lieben.
Ich wollte, daß sie glücklich sei, geborgen und froh.
Mit allem Guten, das ich war und bin, wünschte ich sie zu umhüllen und zu füllen.
Ich wäre gern ein besserer Mensch geworden.
Gleichzeitig aber wußte ich, daß ich, da ich liebte, gut war.
Das Leben hatte einen anderen Geschmack:
Ich war heil, die Welt war heilig.
Sex war mehr Ausdruck denn Erregung,
und das Liebkosen, nicht der Orgasmus, war das Ziel.
22.7.98, Benno (43)
Für wenige Augenblicke verspürte ich Anfang des Jahres das Gefühl Liebe, aber nicht das Gefühl an sich verwunderte mich, sondern, daß ich dazu überhaupt fähig war!
23.7.98, Marco (27)
Das Gefühl von verschmelzen mit dem andern, mich eins fühlen mit dem andern, der andere sein und ich sein.
23.7.98, Marianna (32)
Als ich das erste Mal von 'Liebe' berührt wurde, habe ich hemmungslos geweint. Ich spürte die Leere in meinem Leben, das bis dahin von dieser Liebe nichts wußte. Mir wurde schlagartig der Unterschied klar zu dem 'Natürlich liebe ich Dich!' meiner Mutter. Ich habe tagelang geweint, und ohne diese Liebe um mich herum hätte ich den Schmerz nicht ertragen. Es war, als wenn man seinen gefrorenen Körper aus der Kälte in die Wärme bringt. Ich war 29.
23.7.98, Wilhelm (38)
Ich muß lächeln, wenn ich seinen Schritt auf der Treppe vor meiner Wohnung höre. Mein Bauch wird warm und weich wenn ich seine Stimme höre. Und ich weiß alles ist gut und ich bin am Ende meines Weges ohne Zeit und Raum, wenn ich in seiner Nähe bin.
23.7.98, Marie (32)
Perfektion
26.7.98, Volker (55)
Ich war sehr überrascht, als ich liebte, wie ich noch nie liebte, als alles plötzlich außer Kontrolle lief. Dennoch bin ich heute der Meinung, daß es die Liebe an sich nicht gibt, obwohl man sie empfinden kann. Hört sich paradox an, aber manche empfinden auch, daß es einen Gott gibt, wobei es "ihn" in der personifizierten Art und Weise auf gar keinen Fall geben kann.
Die Liebe ist eine Illusion, sie ist eine Selbsttäuschung, so wie das ganze Leben ein inszeniertes Spiel ist. Die Liebe ist ein eigensinniger Mechanismus, der uns hilft, unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Man könnte jetzt sagen, daß der Mensch "leider" die psychologischen und physiologischen Ursachen für "das Gefühl Liebe" erkennen kann, oder wir können uns tierisch über die Fähigkeit des Erkennens freuen. So oder so - die Liebe gibt es so wenig wie eine Seele.
Die Liebe und den Sexualtrieb sehe ich als Mittel der Natur an, dem Menschen die Fortpflanzung und die Partnerwahl attraktiv zu machen. Auch als unbewußtes Mittel und selektives Signal: "Hey, die ist klasse, die nehm ich. Die sieht sehr gut aus, ist intelligent (nicht zu sehr, nicht zu wenig), sie ist sehr umgänglich, fähig, meine Kinder großzuziehen, gesellschaftlich steht sie auch gut, sie ist psychisch und körperlich gesund, Gesamturteil: durchaus lebens- und beziehungsfähig! Die nehm ich!"
27.7.98, Amil (23)
Liebe ist auch die Selbstverständlichkeit, sie nicht immer spüren zu können. Liebe ist einfach, und wenn wir in der Liebe nur ein Gefühl suchen, ist die Trennung durch die Suche schon geschaffen. Ich habe immer (täglich) Momente, in denen ich die Liebe spüre - in mir zu anderen, über andere für mich. Das allein schon ist wunderbar und ein Beweis - falls der gebraucht wird - für die Liebe.
31.7.98, Ingrid (49)