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Mark Epstein
Gedanken ohne den Denker


Das Wechselspiel von Buddhismus und Psychotherapie
OT: Thoughts Without a Thinker (1995)

Frankfurt, 1996
238 Seiten
Krüger-Verlagg
Preis: 38,00 DM

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Viele Menschen fühlen sich vom Buddhismus angezogen, doch bleibt er ihnen rätselhaft; sie wissen, daß er sie anspricht, doch fällt es ihnen schwer, die Botschaft in eine auf ihr alltägliches Leben anwendbare Form zu bringen. Da man ihn immer noch für etwas Exotisches und daher Fremdes hält, wurde die Kraftquelle Buddhismus noch nicht wirklich angezapft und seine Botschaft noch nicht integriert. Die in unserer Kultur von Freud entwickelte und von Generationen von Psychotherapeuten im 20. Jahrhundert sorgsam gepflegte Sprache der Psychoanalyse ist dagegen Allgemeingut geworden. Deshalb muß man westlichen Lesern die Einsichten Buddhas in dieser Terminologie nahebringen.

Das Buch ist in die drei Teile "Buddhas Psychologie des Geistes", "Meditation" und "Therapie" eingeteilt. Teil I ist eine Einführung in die psychologischen Lehren des Buddha in der Sprache der westlichen Psychodynamik, und zwar nicht nur im Interesse derjenigen, die auf dem Gebiet der Psychologie oder Psychotherapie arbeiten, sondern auch derer, die sich von der buddhistischen Philosophie oder Meditation angezogen fühlen, aber noch keine genaue Vorstellung von deren begrifflichen Grundlagen haben.

Teil II über die "Meditation" soll die grundlegende buddhistische Strategie der reinen Aufmerksamkeit erklären und zeigen, wie der meditative Weg psychodynamisch zu verstehen ist. Mit den meditativen Übungen der reinen Aufmerksamkeit, der Konzentration, Achtsamkeit und analytischen Erforschung werden Probleme angesprochen, die in der heutigen Diskussion über Psychodynamik von herausragendem Interesse sind. Ich zeige auf, wie diese meditative Erfahrungen psychologisch zu verstehen sind, und hoffe damit zu verdeutlichen, welch starke Kraftquelle sie in Verbindung mit traditionellen westlichen Psychotherapien sein können.

In Teil III "Therapie" wird Freuds Aufsatz über die Praxis der Psychotherapie "Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten" als Folie benutzt für eine Betrachtung der Möglichkeiten, wie sich die Lehren des Buddha in die Praxis der Psychotherapie integrieren lassen. Dieses Kapitel enthält meine eigenen Erfahrungen als Meditierender, Patient und Psychotherapeut. Ich versuche aufzuzeigen, wie sich die Praxis des Buddhismus in meiner eigenen klinischen Arbeit niedergeschlagen hat; wie die Lehren des Buddha die Praxis der heutigen Psychotherapie wirkungsvoll ergänzen, durchdringen oder ihr neuen Elan verleihen könnte; und wie viele der heute bedeutendsten klinischen Psychotherapeuten, häufig ohne es zu wissen, dem Buddhismus gar nicht so fern standen.
(aus der Einleitung)

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Inhaltsverzeichnis (Auszug)

  1. Vorwort des Dalai Lama
  2. Einleitung: Erste Annäherung an die Lehren des Buddha
Teil I: Buddhas Psychologie des Geistes
  1. Das Lebensrad - ein buddhistisches Modell des neurotischen Geistes
    Der Bereich der Höllenwesen. Der Bereich der Tiere. Der Bereich der Hungrigen Geister. Der Bereich der Götter. Der Bereich der neidischen Götter. Der Bereich der Menschen. Begehren, Haß und Verblendung.
  2. Kränkung - die Erste Wahrheit des Buddha
    Was der Buddha lehrte. Duhkha. Das Selbstbild. Die Stimme des Analytikers. Verlorene Horizonte. Selbsterkenntnis.
  3. Durst - die Zweite Wahrheit des Buddha
    Das Lustprinzip. Keine Sicherheit. Grandiosität und Leere. Implikationen für die Therapie. Das mißverstandene Selbst. Der transparente Geist. Das Ideal vom wahren Selbst aufgeben.
  4. Erlösung - die Dritte Wahrheit des Buddha
    Sublimierung. Das zerbrochene Glas. Ein eingeschrumpfter Rest. Vollkommene Weisheit. Der Wunsch. Verblendung.
  5. Frei schwebend nirgendwo - die Dritte Wahrheit des Buddha
    Rechte Sicht. Der Mittlere Weg. Der Urschrei. Einssein. Unterwerfung. Verleugnung. Leere. Umgang mit Emotionen.
Teil II: Meditation
  1. Reine Aufmerksamkeit
    Abnehmende Reaktivität. Die Kunst der Psychoanalyse. Offenheit. Erstaunen. Unser eigenes Denken und Fühlen. Übergangsraum. Die Macht des Gewahrseins. Die Sicht eines Weisen.
  2. Die Psychodynamik der Meditation
    Schrecken und Freude. Die Anfänge des Meditierens - die Spaltung im Ich. Im Schmerz verweilen. Das Aufdecken der Raummetapher. Rechte Vertiefung - die Raummetapher erforschen. Rechte Achtsamkeit - die Zeitmetapher erforschen. Einsicht - die Metapher des Selbst erforschen.
Teil III: Therapie
  1. Erinnern
    Sich an Vergangenes erinnern. Sich an Gegenwärtiges erinnern. Trauma. Entfremdung. Die Grundstörung. Mütter. Der Osten ist der Osten. Meditation und das westliche Selbst.
  2. Wiederholen
    Das Hier und Jetzt. Schweigen. Nicht-Einmischung. Gedächtnis und Wunsch. Die Anwendung der reinen Aufmerksamkeit in der Therapie. Kompensation. Die Lücke. Dämonen in Ahnen verwandeln.
  3. Durcharbeiten
    Das Es. Gekränkte Unschuld. Inhaltsleer. Die Aggression umlenken. Das Ende einer Therapie. Der Motor der Sublimierung.


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© 1997 Friedhelm Pielage