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Transpersonale Psychologie und Psychotherapie
Die Frage des
Monats
Oktober 1997
Dezember 1997



Die Frage des Monats November 1997 lautete:

Welche Bedeutung hat das Wort Gott für Sie?
Was meinen Sie damit, wenn Sie es benutzen?
Woran denken Sie, wenn Sie es hören?

Auf diese Frage gingen 16 Antworten ein.
Herzlichen Dank für die Beteiligung.

Friedhelm Pielage



1. Keine
2. Nichts. Genauso wie ich "scheiße" sage
3. An nichts

3.11.97, Wolfgang (47)


Als Pfarrer muß ich (berufsbedingt) dieses Wort sehr häufig verwenden - auch wenn es mir zuweilen lieber wäre, man könnte es durch andere Worte zumindest zeitweise ersetzen. Zu häufig wird die Vokabel "Gott" als Lückenbüßer für Fragen verwendet, auf die wir Menschen noch keine Antwort haben - oder obwohl wir Antworten haben als Verschleierungsmethode. Damit mißbraucht man Gott.

Gott ist (wenn ich das Wort benutze) die Ursache für meine Existenz in dieser Welt, das Ziel, auf das hin ich lebe und die Kraft, die es mir möglich macht, in dieser Welt zu leben. Das ist ein zutiefst subjektives Verständnis von Gott, aber ich bin der Meinung, daß von Gott nur in Beziehung auf Menschen hin geredet werden kann, da nur so ein wenig vom Wesen Gottes sichtbar wird.

4.11.97, Raimund (29)


Am ehesten kann ich "Gott" gleichsetzen mit dem Nada (Nichts) des Johannes vom Kreuz. Nichts im Sinne von nicht von uns faß- und begreifbar, denk- und vorstellbar. Trotzdem in seltenen Augenblicken spürbar - in Paradoxa, überbordenden Gefühlen, kommunizier- und mitteilbar in hilflosen Gleichnissen und Metaphern ...(Tao, Logos, Sinn, Vater...) oder als Materie und Fleisch gewordene Uridee und Energie in Schöpfung und Evolution.

Die an Ihn glauben, sind im genauso nah/fern wie die, die ihn leugnen oder ignorieren ...

4.11.97, Johann (42)


1. Die Macht, die Menschen zum Leben zwingt, ohne ihnen ein glückliches Leben garantieren zu können.
2. Ich benutze es nach Möglichkeit nicht, denn zu viele Menschen verstehen zu Unterschiedliches darunter.
3. Dummheit, Engstirnigkeit und Mangel an Liebe

Der Begriff Gott wird von vielen Eltern (unbewußt) benutzt (benötigt), um gegenüber ihren Kindern von ihrer eigenen Schuld ablenken zu können, die sie übernahmen, als sie von ihrem Kind (bei dessen Zeugung) verlangten, in unserer Welt leben zu müssen. In einer Welt, in der, wie wir alle wissen, jedem Menschen unermeßliches Leid geschehen kann.

Ohne die Idee von einem Gott (Ursprung allen Seins) fänden sich (leibliche) Eltern in die Rolle eines Idioten oder eines Verbrechers wieder (siehe 1), dem es letztlich egal sein muß, welche Grausamkeiten seinem Kind in dessen Leben geschehen können (Ansonsten hätte er sich ja auf einen Verzicht zu dessen Zeugung entschlossen).

Die Idee eines fernen Gottes schützt die Menschen (Eltern) davor, sich selbst als den Gott ihrer (leiblichen) Kinder betrachten zu müssen. Gäbe es diese Idee nicht, wäre ein Leugnen der Schuld, die Eltern mit der Zeugung ihres Kindes übernahmen, kaum noch möglich. Die Größe dieser Schuld, dieses Mangels an Liebe, wäre (ist) so gewaltig, daß kein geregeltes Zusammenleben zwischen Eltern und Kindern mehr möglich wäre. Darum bedarf unbedingt der Idee, bzw. das Wunschbild eines "Gottes" (der noch dazu gut ist!), geben. Diese Idee ist es, die Menschen daran hindert, sich selbst als daß zu erkennen, das sie letztlich sind und in der Mehrheit auch immer bleiben werden:
Tiere, die befähigt sind, äußerst schnell neue Technologien zu entwickeln, zu verbreiten und mehr oder weniger gut zu beherrschen.

Ohne der Idee eines göttlichen Ursprungs wäre das, was Eltern ihren Kindern als Liebe und Freundschaft zu präsentieren versuchen, angesichts der Risiken, die das Leben birgt, nur als Farce zu bezeichnen.

4.11.97, Jan (31)


Ich benutze das Wort 'Gott' nur zur Bezeichnung der Idee 'Gott'. Diese Idee ist real, wenn auch bei verschiedenen Menschen höchst unterschiedlich ausgeprägt. Mir scheint diese Idee reizvoll zu sein, um das Problem der menschlichen Sinnfrage in den Griff bekommen zu können, insbesondere angesichts der Überforderung des Menschen durch seine Umwelt und sich selbst. Insofern ist 'Gott' eine sinnreiche Idee für die Menschheit. In Momenten der Verzweiflung konnte ich feststellen, daß die Vorstellung, 'Gott' sei mehr als eine Idee, hilfreich sein kann, auch wenn das meinen Überzeugungen vollkommen widerspricht.

5.11.97, Peter (28)


Gott ist der, der alles gemacht hat, der, der sich offenbart hat in seinem Buch der Bibel und den man erfahren kann. Gott ist der Schöpfer vom Universum, der Welt und von uns Menschen. Er ist, nicht nur für mich, sondern er ist, der lebendige Gott und der liebende Gott. Gott ist nicht irgend eine größere Macht, nein er ist der lebendige.

Gott ist auch nicht ein erfundenes Wessen sondern Reale und jeder kann ihn erfahren, weil er eben lebendig und keine Sagenfigur ist. Gott ist auch nicht der, der Krieg macht, nein das ist der Mensch. Gott ist der, der Frieden und Gerechtigkeit will und der sie auch machen wird. Gott ist der, der alle Menschen liebt. Gott ist auch der, der alle Menschen einmal richten wird.

5.11.97, Michel (?)


1.)Das Wort ist für mich ohne tiefere Bedeutung. Nachdem ich mich über viele Jahre mit dem Phänomen „Glauben" befaßt habe, bin ich zu der Überzeugung gekommen, daß sich der Mensch dieser Abteilung nur bedient, weil er es nicht ertragen kann, daß er um das unabänderliche weiß. Das er Stirbt, und damit alles beendet ist. Darüber hinaus hilft es ihm (sofern er daran glaubt) sich aus seiner Verantwortung zu stehlen.

2.)Ich denke an das unsagbare Leid, daß die sogenannten Christen zu Beginn(?) ihres Wahns über die Menschheit gebracht haben, und daran, daß es selbst heute noch möglich ist, Leute so zu verblenden (im Namen des Glaubens) daß sie sich gegenseitig umbringen. (siehe Nordirland). Und dies sogar innerhalb des (fast) gleichen Glaubens. Allerdings sind andere „Glaubensrichtungen" auch nicht viel besser.

3.)Ich benutze es nur, um Menschen darauf aufmerksam zu machen, daß sie wieder einmal dabei sind, „Gott" für etwas verantwortlich zu machen, was sie selbst angerichtet haben.

7.11.97, Walter (60)


Ich unterscheide *GOTT* von Gott. - GOTT ist der geistige Urgrund, aus dem alles Seiende sein Dasein hat. Eine Wirklichkeit, die alles Faßbare und Erkennbare sprengt. Weitaus "mächtiger" als dasjenige, was wir mit "allmächtig" bezeichnen. Weitaus "besser" als dasjenige, was wir mit "das Gute" bezeichnen. Weitaus "intelligenter" als dasjenige, was wir mit "Allwissenheit" bezeichnen. Dieser GOTT ist das *NICHTS* (Henry de Motherland). Er sprengt alle menschlichen Begriffe. ER ist *mehr* als ALLES, *mehr* als alles Seinende. IHN als "seiend" zu bezeichnen, reicht nicht aus. Denn ER entzieht sich jeglicher Begriffsbildung. Vermutlich ist es so, daß GOTT gar nicht mit einem Substantiv beschrieben werden kann. Vermutlich brauchen wir eine total andere Sprachstruktur (den sog. Rheomodus, nach David Bohm, Die implizite Ordnung), um eine Ahnung davon zu bekommen, was GOTT ist.

Im Ggs dazu ist "Gott" eine vielschichtige subjektive Realität der menschlichen Psyche. Und damit auch von gesellschaftlicher Relevanz. Man kann "Gott" auch als "Bild" des Menschen von GOTT charakterisieren. Der "Gott" im Über-Ich ist weithin identisch mit dem (moralischen) "Zensor". Die im Über-Ich entstandenen "Götter" können auch Zugang zum "Ich" haben. Im "Es" sind Gotteserfahrungen (mystische Erfahrungen) des Menschen mit jener Dimension möglich, die jenseits der Gottesbilder liegen.

Ich glaube, daß der Mensch beides braucht: GOTT und Gott. GOTT ist ohnehin überall - also auch in jedem Menschen - präsent. Aber der Mensch braucht darüber hinaus auch eine höchste "Instanz" (also einen Gott), an den/die er sich unmittelbar wenden kann. Hat er diese/n nicht, dann wird er auf die Frage nach dem Sinn seines Lebens entweder gar keine oder nur eine unbefriedigende Antwort finden.

Mit "Gott" verbinde ich das Bild eines engelartigen geistigen Wesens, das mich ständig im Visier hat, sich aber nur dann in mein Leben einmischt, wenn seine Interessen tangiert werden. Ansonsten läßt er mich gewähren. Ich kann ihn ansprechen (Gebet). Ich kann ihm Fragen stellen und auf Antwort warten. Die Antwort kommt nie in Form von Sprache oder gar Akustik. Ich muß mir sie "erfühlen". Das klappt nicht immer und kann auch mißverständlich sein.

Ich habe in meinem Leben eine christliche Sozialisation erfahren. Deshalb ist das Bild meines "Gottes" ungeachtet aller möglichen Besonderheiten dennoch in seinem Wesenskern ein christliches. Ich glaube an einen *guten* Gott. Er ist Schöpfer. Er hat mit der Menschheit etwas vor. Ich glaube an das REICH GOTTES als das Ziel der menschlichen Evolution. Als Christ glaube ich an das Evangelium vom Reich Gottes, das lt. biblischer Überlieferung Jesus verkündigt hat.

7.11.97, Gunter (52)


Das Bewußtsein einer schöpfenden Instanz, der ein Mensch in seiner Existenz, seinem Planen und Handeln verpflichtet ist.

8.11.97, Joan (?)


Nahrung der Seele
Verdauen, verarbeiten, Gestalt werden lassen...
An nichts. nur aufnehmen.

9.11.97, Robert (65)


Unendlichkeit, Wahrheit, Liebe, Glauben, Schönheit

14.11.97, Sylvia (43)


"Ach du lieber Gott" ist die Redensart, die mir zuerst dazu einfiel. Ansonsten bedauere ich tief, daß die menschliche Spezies der Religion bedarf. Die zur Menschwerdung wesentliche Fähigkeit lange voraus zu planen, extrapoliert automatisch das Diesseits in ein fiktives Jenseits. Es fing mit Bestattungsritualen an. "Gott" ist erst eine späte Erfindung auf hohem kulturellen Niveau. Menschen, die "Gott" im Munde führen, erscheinen mir gefährlich.

19.11.97, Ric (58)


Gott ist für mich nicht das ganz Andere, jenseits dieser Welt, irgendwo da draußen, vielleicht gar ein personales Wesen das Recht und Gesetz vorschreibt und das Universum erschaffen hat.

Gott ist für mich in jedem Menschen, in jedem Tier, in jeder Pflanze, in jedem Stein, kurz in allem sichtbar. Er ist hier und heute und in allem. Wir sind der Gott, den wir da draußen suchen. Sind wir in Ordnung, ist Gott in Ordnung. Gott ist Geist in Aktion und irgendwann werden wir alle erkennen, das wir das bereits sind, das wir mit dem Begriff Gott beschreiben. So einfach ist das.

23.11.97, Gerd (42)


Gott ist "Das Andere", d.h. die unmittelbare Erfahrung des "Ganzen", des ungeteilten Feldes der universellen Energie. Gott ist das Gemeinsame, kollektive oder transpersonale im Bewußtsein des Menschen, in den der persönliche, individuelle Teil des Bewußtseins eingebettet ist. Dieses "Andere" manifestiert sich in Menschen, Pflanzen, Tieren und unbelebten Objekten. Die Erfahrung Gottes ist mit der Einsicht verknüpft, daß eine Trennung zwischen einzelnen Manifestationen real nicht existiert.

25.11.97, Christoph (28)


Für mich ist Gott das Unnennbare; die Gesamtheit aller Holons - wobei durch diese Ausdrucksweise schon wieder eine Grenze gesetzt wird. Es ist für mich gedanklich nicht erfaßbar, meine Gedanken verschwinden in der Leere und dabei will ich es auch belassen.

Gut und Böse, Homöostase, These - Antithese - Synthese (die dann wieder eine neue These ist), der Punkt, der den Kreis gebiert ...

29.11.97, Christian (42)


Der Mensch braucht Gott nicht. Er braucht allenfalls andere Personen, seien es Menschen oder Gott. Ich finde den Sinn meines Lebens nicht in Gott oder in einer Beziehung zu Gott, sondern in der Liebe. Und diesen Sinn gab ich mir selbst in gegenseitigem Verständnis mit Gott.

Ich glaube an ein Reich der Menschen in Übereinstimmung mit Gott und in Liebe zwischen Gott und den Menschen. Wenn Gott diese Liebe enttäuscht, ist im Reich der Menschen kein Platz für ihn. Falls Gott überhaupt einen Sinn für uns hat, dann den, den wir ihm geben - oder den wir von ihm in eigener freier Entscheidung akzeptieren.

In meinen Augen war Gott bisher ein sadistischer Egoist, und die Idee von der Existenz einer 'hoeheren Instanz' resultiert für mich aus Untertanengeist und Duckmäusertum.

9.12.97, Tim (51)



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© 1997 Friedhelm Pielage