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Transpersonale Psychologie und Psychotherapie
Die Frage des
Monats
Mai 1999
Juli 1999



Die Frage des Monats Juni 1999 lautete:

Unter welchen Umständen würden Sie einen anderen Menschen
absichtlich töten?


Auf diese Frage gingen 39 Antworten ein. Herzlichen Dank
für Ihre Beteiligung.

Friedhelm Pielage



Kein angenehmes Thema! Mir graust's schon beim bloßen Nachdenken über die Frage. Spontane, erste Antwort, die mir kommt: wenn jemand meinem Kind getötet hätte, oder ihm etwas Schlimmes tun würde oder es bedrohen... Zweiter Gedanke: wenn ich selbst mich von Mord, Vergewaltigung o.ä. bedroht sähe. Ist aber konkret schwer vorstellbar: ich besitze z.B. keine Pistole. Das erscheint mir eher, wie sich einen Alptraum ausdenken...

19.6.99, Doris (42)


Unter keinen Umständen!

19.6.99, Simon (23)


. . . . als Reaktion auf einen lebensbedrohenden, unabwendbaren Angriff auf mein oder meiner Nächsten Leben.

20.6.99, Hans-Harald (76)


Ich kann mir keine Situation vorstellen, in der ich das tun würde.

20.6.99, Wini (50)


Niemals, denn die Bibel verbietet es.

20.6.99, Manuel (18)


Unter keinen(!!!) Umständen. Ich habe kein Recht, anderen Menschen die Verantwortung über ihr Leben abzunehmen, so wie es für mich richtig ist, die volle Verantwortung über meines zu nehmen und mich in die große Ordnung einbinde.

20.6.99, Sylvia (39)


Ich würde ca. 50 - 100 Leute abknallen wenn ich nicht in Knast käme. Wenn ich im Knast käme würde ich weiter töten. Einige würde ich solange foltern bis sie um den Tod bitten. Da hätte ich keine moralischen Probleme. Für manche ist der Tod ne Erleichterung. die würde ich leben lassen Ein einfacher Genickschuß hat schon manche Probleme gelöst. ich bin für Anarchie. ich hab auch keine Angst vor dem Tod. Das schlimmste was passieren kann ist geboren zu werden. Bloß möchte ich kein Krüppel sein.

20.6.99, x (34)


In Notwehr, wenn es sich nicht vermeiden ließe.

20.6.99, Dorothee (44)


Vorsätzlich könnte ich es sicher nicht. Daß ich überhaupt dazu in der Lage wäre, bezweifele ich, weil mir Gewalt verhaßt ist. Vorstellen könnte ich mir nur, daß ich mich bis zum äußersten verteidigen würde, wenn jemand das Leben meines Kindes, meines Mannes oder auch meines massiv angreift, ich zusehen muß, wie man einen von mir geliebten Menschen quält.

21.6.99, Sylvia (44)


Ich kann mir keinen Umstand vorstellen, der mich dazu veranlassen könnte, jemanden absichtlich zu töten. Ich gestehe, daß ich es mir auch gar nicht vorstellen möchte. Ich würde eher versuchen, es auf die psychologische Weise zu erkennen, warum mein Gegenüber mich in eine solche Situation bringen kann, um sodann entsprechend zu reagieren.

21.6.99, Heidi (52)


Das könnte ich mir im Moment überhaupt nicht vorstellen. Besonders seit meinem Fleischverzehrverzicht kann ich eine besondere Sensibilisierung gegenüber anderen Wesen beobachten. Wenn ich mir allerdings die traurige Vergangenheit oder auch leider die Gegenwart anschaue, denk ich mir, die derzeitigen Mörder und Folterer im Kosovo werden ja auch nicht mit dem Wunsch zu töten herangewachsen sein. Wahrscheinlich wird die Schwelle das eigene Überleben sein. Doch selbst da Gab's ja schon einmal (zumindest) einen, der bloß 'die andere Backe hinhielt' und dessen Beispiel mich weitaus stärker beeindruckt, als das von Mördern. Ich müßte mich, in so einem Fall, von mir selber überraschen lassen.

21.6.99, Wilhelm (47)


Nur, wenn mich jemand selbst direkt mit dem Tode bedroht. Hatte ich im Krieg zum Glück nicht nötig!

21.6.99, Jean (73)


Ich würde unter gar keinen Umständen versuchen, einen Menschen absichtlich zu töten. Nicht einmal als Soldat im Krieg. Ich würde höchstens den Tod eines angreifenden Feindes in Kauf nehmen, wenn es darum geht, ein anderes oder mein eigenes Leben zu schützen.

21.6.99, Martino (26)


.... unter gar keinen Umständen!!!

21.6.99, Manfred (43)


Bei einer Bedrohung des Lebens meiner Frau und meiner Tochter wäre ich, glaube ich, bereit den Bedroher zu töten. Wie es mit einem Angriff auf mich selbst ist, kann ich schon nicht mehr so sicher beantworten. Käme ich in eine Situation wie die Angehörigen der durch die Serben massakrierten Kosovo-Albaner, kann ich mir gegenwärtig auch vorstellen zur Waffe zu greifen. Dies ist für mich allerdings eine neue und ungewohnte Reaktion, von der ich noch gar nicht so recht sagen kann, wie es mir mit ihr geht.

21.6.99, Thomas (44)


Wenn ich davon überzeugt wäre, mit dem Töten seine Seele von Qualen zu befreien oder wenn er vor meinen Augen mir lieb gewonnenen Menschen unsagbares Leid und Folter zukommen lassen würde.

21.6.99, Georgio (43)


wenn er mein leben oder das leben eines anderen Menschen unmittelbar bedroht...

21.6.99, Roll (50)


Vielleicht in Notwehr - dabei muß es sich schon um eine extrem bedrohliche Situation handeln. Ich kann mir schwer vorstellen, jemanden mit Absicht zu töten - doch der Gedanke, mich damit zum Richter über Leben und Tod aufzuschwingen, erschreckt und fasziniert mich zugleich.

22.6.99, Kristina (29)


Aus eigener Erfahrung, --- ich habe in einer Kriegssituation schon mal einen Menschen getötet --- kann ich nur sagen, daß es fast aussichtslos ist diese Frage richtig zu beantworten.

Jeder, aber auch absolut jeder Mensch wird, wenn er der Meinung ist, daß es notwendig ist, einen anderen Menschen umbringen. Die Situationen, in denen diese --- vielleicht scheinbare --- Notwendigkeit sich aufdrängt, sind aber so unterschiedlich und für jeden Menschen anders, sie ändern sich sogar bei ein und demselben Menschen im Laufe seines Lebens, daß eine vernünftige und reproduzierbare Antwort eigentlich nicht gegeben werden kann.

Mit ziemlicher Sicherheit dürfte es sich aber immer um eine Art von Notwehrsituation handeln --- sei es, daß man sich selber seines Lebens erwehrt, oder daß man für andere, schwächere eine Verpflichtung eingegangen ist, die einen so stark bindet, daß man sogar das Töten anderer in Kauf nimmt.

22.6.99, Fritz (38)


Ich würde einen Menschen dann absichtlich töten, wenn er an einer unheilbaren, sehr schmerzhaften Krankheit leidet, Schmerzmittel ihm keine Linderung verschaffen können, sein unvermeidlicher Tod über kurz oder lang, aller medizinischen Erkenntnis nach eintreten wird und er aus eigenem Entschluß (wenn er das möchte auch unter Hinzuziehung psychologischer oder sonstiger seelsorgerischer Beratung/Beistand), explizit den Wunsch äußert, getötet und so von seinem qualvollen Zustand 'erlöst' zu werden.

Ansonsten stellt sich die Frage nach der ethischen konventionellen Definition, was ein Mensch ist, bzw. für welche Menschen die Menschenrechte gelten und für welche nicht. Befruchtete menschliche Eizellen, Blastozysten und Embryonen, bevor sich ein Nervensystem gebildet hat, fallen für mich nicht unter den Begriff 'Mensch', da sie nur die Potentialität eines Menschen sind, aber (noch) nichts haben, was einen Menschen ausmacht (Leid- und Lustfähigkeit, Bewußtsein, Lebensinteresse u.a.). Einer absichtlichen Tötung/Nutzung zu Forschungszwecken oder aus persönlichen Gründen (Abtreibung), steht rational betrachtet nicht mehr im Wege, als der Nutzung oder Vernichtung nichtmenschlicher Zellverbände vergleichbarer Komplexität.

Dann stellt sich noch die Frage, ob unterlassene Hilfeleistung auch schon als 'absichtliche Tötung' ausgelegt werden kann. Unter dieses Kriterium würde z.B. die medizinische Nichtversorgung hirntoter Patienten oder schwerst mißgebildeter Neugeborener fallen, die nur eine Aussicht auf ein relativ kurzes und qualvolles Leben haben, oder im Falle anencephaler Neugeborener keinerlei Bewußtsein, Empfindungen und Lebenskenntnis haben könnten, und wo eine Nichtversorgung durch künstl. Beatmung oder Ernährung einem 'absichtlichen Herbeiführen des Todes' gleichkommt, da ihr Körper durch die moderne Medizin monate- oder gar jahrelang am Leben erhalten werden kann, er ohne diese Versorgung aber schnell sämtliche Funktionen einstellt, also 'richtig' stirbt. So gesehen würde ich auch durch unterlassene Hilfeleistung einen Menschen absichtlich töten.

Aber wenn unterlassene Hilfeleistung keine absichtliche Tötung ist, so ist sie zumindest die billigende Inkaufnahme des Todes gewisser Menschen. Und dann ist strenggenommen jeder Mensch, der in den Industrienationen lebt, zumindest ein 'Mittäter', da er wesentlich mehr an Hilfe für die hungernden Menschen der Entwicklungsländer tun könnte, als mal eben ein paar Märker zu spenden.

22.6.99, Chris (38)


Wenn mein Leben oder das eines schwächeren in Gefahr gerät (es zu verlieren) und ich mich mit Gewalt zur Wehr setzten muß, um Gewalt die mir oder schwächeren angetan wird, mit auslöschender Tat zu beantworten. Am liebsten wäre mir aber, wenn man z.B. eine Kugel die ein "Mensch" abschießt so ablenken könnte, daß sie ihn selber trifft, und am schönsten wäre es, wenn die Menschheit dafür keinen Spiegel bräuchte.

22.6.99, Kerstin (32)


Marianne Bachmeier - 1981.

[Anm.: Im März 1981 erschoß Marianne Bachmeier in Lübeck im Gerichtssaal den dort angeklagten mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter Anna.]

22.6.99, Heinz (43)


Ich würde einen anderen Menschen nur dann absichtlich töten, wenn dieser mir glaubhaft versichern könnte, daß er bei klarem Bewußtsein die Entscheidung getroffen hat, freiwillig aus dem Leben scheiden zu wollen, und seine Gründe dafür mich überzeugen würden.

23.6.99, Ingo (38)


Wenn er/sie mich psychisch und physisch grausam behandelt, mit dem Leben bedroht, einsperrt oder ähnliches. Wenn ich den Ausweg aus dieser Folter nur noch mit seinem/ihrem Tod sehen würde.

25.6.99, Susanne (-)


Ich hoffe, daß ich niemals eine solche Entscheidung treffen muß. Gott behüte mich, daß mir nie so eine Erfahrung zustoßen wird.

26.6.99, Luis (45)


Unter gar keinen; auch wenn ich es persönlich gut heiße, daß ein unheilbar Kranker, nur noch Leidender, auf eigenen Wunsch sich töten lassen möchte: Ich könnte es nicht.

27.6.99, Andreas (37)


Wenn er eines meiner Kinder ermordet hätte. Bei allen anderen "Demütigungen" i.w.S. würde ich, wenn überhaupt, eine andere Art von Rache nehmen, entweder (im Impuls) durch Schlagen oder in Form von materieller Schädigung

27.6.99, anonym (-)


Unter keinen Umständen, da jeder früher oder später sowieso sterben wird. Das unfehlbare Gesetz des Karma sorgt für den notwendigen Leidensausgleich.

27.6.99, Norbert (43)


Schwere Frage! Wenn ich so auf meinem Sofa sitzend diese Frage beantworten will, würde ich ohne Überlegung sofort ein "niemals! unter keinen Umständen" ausschreien. Aber wieweit geht mein Haßgefühl, das weiß ich im Moment nicht. Ich bin eher ein Typ, der seine Wut lieber auslebt als hinunterschluckt; Ich weiß nämlich, daß es mit der Zeit sich in Haß entartet. Ich glaube auch, Tolerant zu sein, also jeder, wie verschieden es auch von mir sein mag, hat in meinen Augen ein Lebensrecht (sogar die Moskitos!)

Wenn jemand mich töten will?? Vielleicht würde meine Neugier zum Totsein stärker sein als mein Lebenswille und ich würde nicht zurückgeben. Wenn Jemand meinen Nächsten mit dem Tod bedroht?? Noch Schlimmer, zum Krüppel zu machen droht?? Ich glaube da würde ich handeln. Töten?? Ach ich bin doch nicht Gott, daß ich mir das Recht nehme Leben zu geben oder zu nehmen....

Ich bin eine Türkin und heute wurde das Urteil für Apo Ausgesprochen ... Todesstrafe! Ja er hat mindestens 30Tausend Menschen, Kinder und Alte auch, zum Tod geschickt. Viele zum körperlichen, seelischen und ökonomischen Krüppel gemacht; doch kann ich mich nicht erfreuen, ich bin auf keinem Fall erleichtert, obwohl ich rein mental weiß, daß dieses Urteil gerecht ist.

30.6.99, Siddi (52)


Generell: wenn es richtig (d.h.. die richtige Zeit) ist.

Ich kenne diese moralische Entrüstung gegenüber der Tötung menschlichen Lebens als ethische Vorgabe durch den mir anerzogenen Glauben. Ich selbst habe das offenbar nie so empfunden, wenn ich es auch erst heute klar artikulieren kann:

Ich schätze jede Form von Leben als Äußerung göttlicher Kraft. Dieses Empfinden jedoch umzusetzen durch konsequentes Nicht-Töten wäre gleichbedeutend mit einem Freitod durch Fasten (nicht vergessen: Pflanzen leben! Bakterien übrigens auch...). Außerdem halte ich Geburt/Tod für dem Leben innewohnende Prinzipien, bzw. zwei Seiten eines Punktes innerhalb des lebendigen Prozesses.

Vielmehr trage ich Verantwortung für mein eigenes Leben. Und eben diese Verantwortung kann unter Umständen darin bestehen, töten zu müssen.

Neben den ganz konkreten Umständen des Einzelfalls, die letztendlich entscheidend sind für die 'Richtigkeit' einer vorsätzlichen Tötung, gibt es glaube ich allgemeine Umstände die - sag' ich mal - die Wahrscheinlichkeit erhöhen, in eine solche 'Verlegenheit' zu kommen. In Bezug auf menschliches Leben fallen mir dazu die Reizworte ein: Selbstverteidigung, Sterbehilfe, Abtreibung...

'Vaterlandliebe' gehört sicher ebensowenig dazu, wie das gewaltsame Durchsetzen irgendwelcher Prinzipien (humanitäre? / demokratische? / kapitalistische...:-P ).

Im großen und ganzen denke ich aber, daß 'leben und leben lassen' in fast allen Fällen die bessere Wahl ist!

3.7.99, Michael (29)


Wenn der betreffende Mensch eindeutig und gegenwärtig einen wehrlosen Menschen zu töten beabsichtigt und keine andere Option zur Auswahl steht.

7.7.99, Randolf (35)


Ich würde einen anderen Menschen absichtlich töten wenn er so irrsinnig wäre und mich und andere Personen umbringen wollte.

7.7.99, anonym (-)


Dies müßte sehr genau abgewogen werden, z.B. im Falle eines Diktators eventuell.

8.7.99, Ruth (39)


Wenn ich keine andere Möglichkeit sehe. Also, wenn ich mein Leben dadurch retten könnte, könnte ich mir vorstellen jemanden zu töten. Oder aber, wenn ich einen enormen Hass auf die Person verspüren würde. Aber eigentlich bin ich ein sehr friedliebender Mensch, also kann ich mir da nicht wirklich sicher sein...

9.7.99, Benjamin (18)


Niemals. Es ist nicht meine Aufgabe oder Verantwortung, über Leben oder Tod eines anderen Menschen zu entscheiden. Solange ich lebe, kann ich dem anderen nur beim Leben bis zum Sterben helfen.

Wer bin ich eigentlich, mir anmaßen zu können, das Leben eines anderen Menschen samt dessen Sinn oder Sinnlosigkeit so völlig erfaßt zu haben, daß ich über seinen Tod entscheiden könnte. Kann ich denn als Mensch jemals völlig erleuchtet sein oder nicht im Leben, seiner Zeitlichkeit, seinen Einschränkungen gefangen sein?

9.7.99, Gerlinde (25)


Notwehr, bzw. Nothilfe

12.7.99, Jens (24)


Im Affekt.

13.7.99, anonym (-)


Wer denkt sich nur solche Fragen aus?

14.7.99, Tom (47)


Wenn er in der Absicht einen anderen Menschen zu töten nicht anders aufgehalten werden kann.

25.7.99, Frank (29)



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© 1999 Friedhelm Pielage