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Die Frage des Monats |
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Die Frage des Monats Juli 1997 lautete:
Wie sollte Ihr nächster Angehöriger handeln,
wenn bei Ihnen (z.B. nach einem Unfall)
der Gehirntod festgestellt würde?
Warum?
Auf diese Frage gingen 18 Antworten ein.
Vielen Dank für die Beteiligung.
Friedhelm Pielage
Da ich die damit offensichtlich verbundene Frage nach der Organentnahme bereits vor
längerer Zeit sowohl schriftlich (Organspendeausweis) als auch mit der Mitteilung an meine
nächsten Angehörigen, daß ich nach meinem (Hirn-)tod als Organspender zur Verfügung
stehe, geregelt habe, erhoffe ich, daß mein Wille in diesem Falle respektiert wird.
Da ich nicht erwarte, daß mein Ich- Bewußtsein einen biochemischen Katyklasmus wie den
Hirntod übersteht, sehe ich keinen Grund für mich, einem leidenden Menschen meine Hilfe in
Form meiner noch funktionsfähigen Organe zu verweigern. Vielleicht ist es auch meinen
Angehörigen ein Trost zu wissen, daß ich auch nach meinem Tode noch helfen konnte - oder
vielleicht, daß ja ein Teil von mir in einem anderen Menschen weiterlebt.
Ich finde es eher problematisch, selbst für einen Angehörigen diese Entscheidung treffen zu
müssen und hoffe, sie bleibt mir erspart.
4.7.97, Frank (38)
Das, was von mir noch brauchbar ist zum Verschnibbeln freigeben. Ich brauch es eh nicht
mehr, vielleicht hilft es jemand anderem...
4.7.97, Rolf (28)
- Wenn es seriös ist, können Organe zur Spende freigegeben werden.
- Versuchen, in meinem Sinne in etwa weiterzulebn, ohne sich sklavisch gebunden zu fühlen.
- Nicht bis ans Lebensende in Traurigkeit verfallen.
4.7.97, Eckart (?)
1. KEINE ORGANENTNAHME. Die bisherigen Methoden zur Entscheidung durch
den/die entscheidenden Ärzte wird zu oft nachhaltig durch eine mögliche Organentnahme
beeinflußt.
2. Eine Wartezeit zur absoluten Sicherheit über den Befund, vor Beendung der
lebenserhaltenen Maßnahmen. Es gibt, wenn auch wenige, doch genug Beispiele für verfühte
Entscheidungen.
3. Diagnose von MINDESTENS ZWEI unabhängigen Ärzten, und das zu zwei deutlich
auseinanderliegenden Zeitpunkten.
4.7.97, Henning (23)
Mein Körper soll, soweit verwertbar, zur Explantation freigegeben werden. Ansonsten
möchte ich eine einfache Beerdigung, evtl. Feuerbestattung.
Warum explantieren? Weil ich der Meinung bin, daß wenn das Gehirn tot ist, eventuelle
körperliche Schmerzen nicht mehr in mein Bewußtsein gelangen können. Entweder, weil es
nicht mehr existiert, oder, weil es den Körper dann verlassen hat. Das ist ja die Angst der
meisten Gegner - Schmerzen zu empfinden bei der Operation.
Das andere Argument der Gegner, eine moralische Ablehnung, kann ich nicht akzeptieren, da
ich selbst Dialysepatient bin und auf eine Niere seit 5 Jahren warte.
5.7.97, Jürgen (36)
Er sollte sich intensiv vorstellen mit mir Kontakt zu haben, z.B. meine Augen zu sehen.
Dann sagt er mir, daß ich jetzt tot bin und fordert mich auf aufmerksam zu sein und in mir zu
ruhen. Dann wünscht er mir noch glücklich zu werden und lächelt mich an.
Warum? Ich glaube daß der Zeitpunkt des Todes ähnlich prägend ist wie der
der Geburt. Da ist es besser nicht in einem unaufmerksamen Alltagsbewußtsein
zu stecken sondern wach zu sein.
5.7.97, Rainer (37)
Obwohl ich heute eher gegen Organspenden bin, schleppe ich schon seit ca. fünfzehn
Jahren einen Organspendeausweis mit mir herum. Damals war ich ohne Einschränkungen für
Organspende. Die letzte Entscheidung möchte ich zur Zeit gerne meinen nächsten Angehörigen
überlassen.
Grundsätzlich verspreche ich mir keine Vorteile davon, 'im Ganzen' entsorgt zu werden. Nicht
erst seit ich Biologe bin glaube ich nicht mehr an irgendwelche Götter. Mir bringt es auch
nichts, wenn ich mir vorstelle, daß ich (bzw. vielmehr ein Teil von mir) in einem meiner
gespendeten und transplantierten Organe weiterlebe.
Meiner Meinung nach ist es längst Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, ob es tatsächlich
notwendig ist, jedes menschliche Leben, sei es auch noch so wenig überlebensfähig, [durch
Organspenden] am Leben zu erhalten. Es scheint zwar auf den ersten Blick grausam, es ist aber
unumgänglich, gewisse weitergehende Auswahlkritereien für Transplantationsempfänger
festzulegen.
Da ja einerseits Erbgutmanipulationen am Menschen abgelehnt werden, man aber erbkranken
Menschen nicht verbieten kann, sich fortzupflanzen, sollten nur solche Individuen als
Transplantationsempfänger in Betracht kommen, die infolge von Unfällen im weiteren Sinne in
eine entsprechende Notlage gelangt sind. Wird weiterverfahren wie bisher und stehen
genügend Organe zur Transplantation zur Verfügung, wird dies eine Beschleunigung der
Degeneration der Menschheit zur Folge haben.
Aus diesem Grunde ist es mir z.Z. lieber, wenn ich nicht gerade auf einer Intensivstation/in
einem Krankenhaus sterbe, so daß sich die Frage des Juli für mich oder Angehörige von mir
zumindest bzgl. meiner Person gar nicht stellt.
7.7.97, Marko (34)
Falls möglich Freigabe meines ehemaligen Körpers zur Organtransplantation !! Abstellen
aller Maschinen, alle Medikamente absetzen !!
Der Grund ist einfach: Gehirntod ist irreversibel, jeder Tag, jede Minute in der dieser Zustand
künstlich verlängert wird ist eine Qual für den Körper, die Angehörigen, die Betreuer. Lieber
den letzten Akt des Sterbens; das Abschiednehmen der Angehörigen in einem bewußten
Rahmen unter Freunden gestalten; die Beerdigung kommt sowieso.
8.7.97, Richard (33)
Benötigte Organe entnehmen lassen und Verbrennung auf einem Scheiterhaufen auf einem
mitternächtlichen Berg organisieren.
11.7.97, Andre (22)
Gar nicht ! Das ist und bleibt meine Sache.
12.7.97, Johann (42)
Keine unnötig lange intensivmedizinische Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen sondern
Freigabe der Organe zur Organtransplantation.
18.7.97, Raimund (29)
[newsgroup] Ich bin überzeugt daß das Leben mit dem Tode endet. Die Frage ist doch,
wann ist das Leben beendet! Religiös: wenn das Herz aufhört zu schlagen. Med: wenn der
Hirntod eingetreten ist (irreversibel). Religiöse Menschen werden sagen: Ich spende nie eine
Organ, ich brauche es für den Himmel - realistische Menschen werden sagen: OK, mit dem
Hirntod ist alles unumkehrbar. Deshalb wird es immer unterschiedliche Standpunkte geben.
Oder???
19.7.97, Willi (?)
Die gesetzlich zuständigen und persönlich verantwortlichen Hinterbliebenen MUESSEN
den - ausdrücklich erklärten oder schriftlich fixierten Willen des STERBENDEN erfüllen.
Falls dieses nicht bekannt ist, sollte jeder Versuch Dritter sicher verhindert werden, einen
Lebenden während seines Sterbens zwecks Organentnahme vorzeitig zu töten. Wenn die sog.
Würde des Menschen für Sterbende eine konkrete Bedeutung haben kann, dann besteht sie
darin, daß er in seiner totalen Abhängigkeit einen entsprechend totalen Anspruch auf
Unversehrtheit bis zu seinem natürlichen Tod hat.
Profitorientierter Medizinindustrie und egomanischen Bedarfsträgern darf hier kein
unübersehbares Aktionsfeld eröffnet werden. Tötung werdenden Lebens vor der Geburt ist
gesellschaftlich akzeptiert und inzwischen legalisiert. Das Außchlachten endenden Lebens
sollte unsere Gesellschaft noch ein paar Jahrzehnte hinausschieben.
20.7.97, Hans-Harald (74)
[newsgroup] Erwiderung auf den Text von Willi:
Kein Widerspruch. Aber was willst du damit sagen? Ich habe mich anderthalb Jahre intensivst
mit der Problematik Hirntod, Transplantationsmedizin sowie rechtliche Lösungen
auseinandergesetzt. Es ist sehr schwierig und es steckt mehr dahinter als das, was in den
öffentlichen Diskussionen angeführt wurde. Willst du eine Diskussion darüber anregen?
Deine beiden angeführten Fragen sind nicht einfache Alternativen. Nimm mal ein Religiösität
an, wie sie etwa die Pharaonen vertreten haben. Dann schaden wir allen Toten, indem wir sie
heute achtlos beerdigen oder gar verbrennen. Lies Erfahrungsberichte von Krankenpflegern,
die über Jahre hinweg komatöse Patienten oder gar hirntote betreut haben, dann wird die
immer wieder begegnen, daß sie es so empfunden haben, daß diesen Menschen das letzte
Element Leben und Menschlichkeit erst einige Stunden nach Abschalten der lebenserhaltenden
Maschinen entflog, obwohl medizinisch der Ganzkörpertod bereits nach wenigen Minuten
eingetreten sein muß. Religiöse Menschen müssen auch nicht sich der Organspende verweigern
- ich weiß nicht, woher du diese Annahme hast. Im Gegenteil gibt es sogar religiöse
Einstellungen, die den Menschen mehr als ein Werkzeug göttlichen Willens sehen, das
jeglichen Wert über das seiner biologischen Substanz hinaus bereits bei einem Teilhirntod
verloren hat.
23.7.97, Art (?)
Da nach meiner Auffassung das Leben erst mit dem Herzstillstand endet, denke ich, daß es
von großer Bedeutung ist, wenn man mich solange wie möglich da rumliegen läßt. Die
Begründung ist hier für mich eine religiöse: Solange das Bewußtsein in einem Körper drinne
ist, kann sich schlechtes Karma abbauen. Was wiederum für die nächste Existenz wichtig ist.
Wenn ich da allerdings nur rumliege und dabei Geld und Platz wegnehme, denke ich ist es auch
nach 3 Wochen OK, wenn jemand die Maschinchen abschaltet...
24.7.97, André (29)
Keine (Lebens-)Verlängernden Maßnahmen und frei zur Organspende, wenn das mit 59 Jahren noch geht! Begründung:" Einen alten verschlissenen Mantel werfe ich auch weg und mehr ist in diesem
Fall mein Körper auch nicht!"
25.7.97, Dietmar-Otto (59)
Weiterleben.
26.7.97, Peter (28)
[newsgroup] Erwiderung auf den Text von Willi:
Wichtiger als die theoretische Frage nach dem Hirntod scheint es mir zu sein, in welchen
Händen ich mich befinde, wenn es mit mir soweit ist, oder soweit kommen könnte.
Wer entscheidet dann für mich - über mich? Welche ethische Orientierung haben die Leute, die
dann über mich Macht haben? Ich wünsche mir dann jedenfalls Pflegekräfte, Ärzte und
Betreuer, die mich nicht als "Lebenden Toten", sondern bis zu allerletzt als Menschen pflegen,
betreuen und behandeln.
30.7.97, Harald (?)